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Tretroller erobern Celle

Tretrollermodell von tretrollerliebe.de aus Celle

Tretrollermodell von tretrollerliebe.de aus Celle

Heute machen wir uns mal mit einem Roller auf die Socken, um die Gegend rund um Celle zu erkunden. Wer nun glaubt, meine Kollegin Andrea und ich würden mit einem gewöhnlichen E-Scooter durch Celle flitzen, der irrt. Muskelkraft ist angesagt, denn wir haben uns für Tretroller entschieden. Eine nostalgische und moderne Fortbewegungsmethode zugleich, die irre viel Spaß macht und auch extrem gesund ist, wie wir später noch feststellen sollen.

Andrea und ich haben zwei Modelle von TretrollerLiebe.de aus Celle getestet

Ein Tretroller ist KEIN Fahrrad!

so Matthias, Mitinhaber von TretrollerLiebe.de. Laut StVO ist ein Tretroller ein Spielzeug und wird auch so behandelt.  D.h. keine Helmpflicht, man darf auf Fußwegen fahren und auch Licht o.ä. ist (theoretisch) nicht erforderlich. Selbstverständlich sollte man aber im eigenen Interesse und zur eigenen Sicherheit auf diese Dinge nicht verzichten, die sich mühelos an dem Gefährt anbringen lassen. So sind auch fast alle der Tretroller im Laden mit Licht, Reflektoren oder auch Schutzblechen und Ähnlichem ausgestattet.

Auch ein Gepäckträger ist als Ausstattung möglich

Die Lage des kleinen Geschäfts ist wirklich optimal. Nur wenige Gehminuten vom Celler Bahnhof entfernt und in unmittelbarer Nähe zu einem Wald sowie dem Aller-Radweg, der direkt am Geschäft vorbeiführt.

Gabi und Matthias von TretrollerLiebe.de in Celle

Tritt, Mett and Greet

In Deutschland sind die Tretroller noch nicht so verbreitet. So kommen Tretrollerfans aus bis zu 400 Kilometern Entfernung, um einen Tag Tretroller in Celle fahren zu können oder bei einer Tour wie dem  „Tritt, Mett and Greet“ (es gibt in der Tat Mettbrötchen, aber auch vegetarische Alternativen) an jedem 1. Samstag im Monat mettzu… ähhh mitzumachen. Denn Gabi und Matthias haben hier wirklich noch ein regelrechtes Alleinstellungsmerkmal. Seit 3 Jahren betreiben sie ihr Geschäft nun schon.

In Tschechien beispielsweise verteilen sich die Verhältnisse Fahrrad vs. Tretroller in etwa Hälfte-Hälfte, weiß Matthias. Also dort sieht man die auf den ersten Blick wie ein Fahrrad anmutenden Gefährte schon wesentlich häufiger. Wir merken jedenfalls bei unserer späteren Tour, dass der Tretroller hier noch viele Blicke auf sich zieht, wenn man damit unterwegs ist.  Die Neugierde ist auf jeden Fall da und jeder scheint etwas ungläubig zu staunen, wenn er bemerkt, dass bei dem vermeintlichen Fahrrad Kette, Antrieb und Sattel fehlen.

Tretroller fahren ist gesund und macht einen Mordsspaß

Es gibt sogar Weltmeisterschaften und in der Reha werden Tretroller ebenfalls weltweit eingesetzt. Der Gesundheitsaspekt spielt beim „Tretrollern“ tatsächlich eine sehr große Rolle. Die Fahrt mit dem Roller fördert den Gleichgewichtssinn und belastet die Gelenke nur sehr wenig, da man steht und nur mit den Füßen leicht „tippt“, um voran zu kommen.

„Der Tretroller ist das führende Trainingsgerät, wenn es um Rehamaßnahmen nach Knie- und Hüftgelenk-Operationen geht“.

Matthias erklärt Andrea, wie gut Tretroller für die Gesundheit sind

Vor allem für Menschen mit Einschränkungen im Bewegungsapparat ist ein Tretroller das optimale Fortbewegungsmittel. So ist der älteste Kunde von Gabi und Matthias über 90 Jahre alt und dennoch begeisterter Tretrollerfahrer. Schon 3 x pro Woche damit fahren soll nach 6-8 Wochen erste positive Auswirkungen auf Rücken- und Rumpfmuskulatur, den Gleichgewichtssinn sowie die Haltung zeigen. Auch für Menschen mit einem Bandscheibenvorfall ist so ein Tretroller optimal zur Vorbeugung und Reha. Da werde ich als Betroffener natürlich hellhörig, denn Nordic Walking war bisher nicht so meins. Der Tretroller ist oft schmerzfreier als Fahrradfahren und bietet so eine gute Alternative, so Gabi und Matthias.

Jeder Tretroller ist ein Unikat

Derzeit sind unsere Kunden eher im Bereich 40+ anzusiedeln, aber zunehmend kommen auch jüngere Zielgruppen auf den Tretroller. Dies mag nicht nur daran liegen, dass die Gefährte unfassbar schick und stylisch aussehen und mit so einprägsamen Namen wie „Wolfer“, Dragstr“ oder „Gran Turismo“, sondern es auch wahnsinnig Spaß macht auf ihnen zu fahren. Ca. 80% der verkauften Tretroller sind „Custom“-Roller, so Gabi. Jeder Roller ist so ein Unikat, das man ganz nach seinen Wünschen gestalten kann.

Eine professionelle Beratung vor dem Kauf gehört natürlich dazu. Der Lenker muss richtig eingestellt sein, die Wahl der Felgengröße ist immens wichtig für die beabsichtigte Nutzung und gut aussehen soll der Roller ja auch.  Sogar einen Anhänger und Taschen für längere Touren gibt es als Zubehör. 300 – 500 Euro kostet so ein Roller, je nach Größe und Ausstattung. Dafür bekommt man dann ein Fortbewegungsmittel, wie es derzeit noch nicht viele haben, das stylisch aussieht, die Gesundheit fördert und irre viel Spaß bereitet. Außerdem ist so ein Roller im Alltag viel praktischer als ein Fahrrad.

Es gibt die Roller zwischen 12 und 28 Zoll. Dabei ist der Vorderreifen (immer Luftbereifung) meist größer als der hintere. Kleinere Reifendurchmesser sind gut für Städte und enge Räume, weil sie einen kleinen Wendekreis besitzen. Die größeren Durchmesser sind top für lange Touren, da sie ein längeres Gleiten bei weniger Kraftaufwand ermöglichen und auch schneller sind. Die Unterschiede in der Bereifung haben wir bei unserer Tour dann auch selbst zu spüren bekommen.

Tretroller gibt es in nahezu sämtlichen Größen

Auf den Roller – Fertig – Los!

So, jetzt haben wir aber auch genug über Technik, Gesundheit und Aussehen gehört. Andrea und ich wollen es endlich selbst ausprobieren. Langstrecken von mehreren hundert Kilometern sollen mit einem Tretroller möglich sein. Soweit werden wir heute nicht fahren. Aber eine nette Tour in den nahegelegenen Wald darf es schon sein.

Als Gefährt stellen uns Gabi und Matthias sogar zwei verschiedene Roller zur Verfügung. Den RunRun Mula von Yeedoo, der mit 20 Zoll und 16 Zoll Bereifung perfekt für die City ist, nehme ich mir zuerst vor. Andrea steigt auf ein Kickbike Sport G4, das mit einem Vorderreifen von 28 Zoll und einem Hinterreifen von 18 Zoll zumindest von vorne optisch an ein Fahrrad erinnert. Der Tretroller verfügt dennoch weder über Sattel noch Kette und eignet sich hervorragend zum Cruisen und Gleiten. Während der Tour wechseln wir die Roller mehrfach, um für beide Versionen ein Fahrgefühl zu bekommen.

Die korrekte Haltung ist ganz wichtig, damit das Fahren auch Spaß macht

Doch zunächst gibt es noch eine Einweisung von Matthias, der sich dabei immer sehr viel Mühe gibt. „Es wäre schade, wenn das positive Tretrollererlebnis für die Kunden daran scheitert, dass man es von Anfang an falsch macht,“ so Matthias. Also bekommen wir eine Einführung in die 3 verschiedenen Haltungen beim Fahren, den Wechsel des Tipp-Fußes während der Fahrt sowie die wohl wichtigste Regel beim Tretroller-fahren: „Im Flow bleiben.“ Locker bleiben ist also das A und O.

„Im Flow bleiben.“

Dann wollen wir mal. Zunächst noch etwas wackelig auf den Beinen versuchen Andrea und ich uns auf dem Bürgersteig vor dem Geschäft. Nach kurzer Zeit aber schon stellt sich die Sicherheit auf den Rollern ein und wir düsen zusammen mit Matthias über Stock und Stein durch die Natur.

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Mit einem Tretroller ist man erstaunlich schnell unterwegs

Auf Asphalt kommt man überraschend gut voran wie ich feststellen muss. Das kurze Tippen mit dem Vorderfuß, um Schwung zu bekommen fällt zunehmend leichter. Auch das Wechseln des Schwungbeines nach jeweils 10 bis 12 Stößen fällt immer leichter, so dass wir uns nach kurzer Zeit schon sehr sicher auf den Gefährten fühlen.

In der Tat kommt man langsamer voran als mit dem Fahrrad aber man hat auch viel mehr Zeit und Muße sich mit der Umgebung auseinanderzusetzen. Man sieht viel mehr, genießt viel mehr und ist dennoch zügiger unterwegs, als zu Fuß.

„Tretroller fahren ist wie Surfen“

Die große Überraschung. Selbst bergauf und im Wald auf unwegsamem Gelände kommt man mit den Rollern sehr gut vorwärts (die verwunderten Blicke der Mountainbiker waren uns sicher), was ich niemals gedacht hätte. So mussten wir nicht einmal absteigen und schieben. Und selbst wenn, die extrem leichten Roller lassen sich problemlos über jedes Hindernis tragen, welches einem den Weg versperrt.

Andrea ist mindestens genauso begeistert wie ich: „Das Rollerfahren macht wirklich Laune“, sagt sie. „Zwischendurch hatte ich das Gefühl, ins Gleiten zu kommen. Das ist wie beim Surfen, wenn Du eins mit Deinem Gerät wirst. Du fährst und fährst und fährst und nichts kann Dich aufhalten. Beim Bremsen musste ich mich dann daran erinnern, dass ich ja gar nicht auf einem Sattel sitze“, lacht sie. „Irgendwie ist das mittlerweile so eine Art Automatik, beim Bremsen den Hintern nach hinten zu schieben und sich auf den Sattel zu setzen. Aber da ist keiner. Ansonsten fiel mir die Umstellung vom Rad auf den Tretroller überhaupt nicht schwer. Nur geschwitzt habe ich ordentlich.“ Das ist auch gut so, denn der Tretroller ist nicht nur ein stylisches Fortbewegungsmittel, sondern auch ein optimales Trainingsgerät.

Als nächstes werden ein paar Stunts geübt 😉

Nach einiger Zeit merkt man aber schon, dass man hier auch Sport macht und eine kleine Pause gibt uns die Gelegenheit einige Anekdoten über das Tretrollergeschäft von Matthias zu erfahren. „Es ist unglaublich, wie glücklich die Menschen sind, wenn sie das erste Mal auf so einem Roller stehen.“ „Vermutlich sind es die Kindheitserinnerungen, die wieder geweckt werden“ vermutet er.

Ein eigener Tretroller muss es nun sein

https://aboutcities.de/wp-content/uploads/2020/03/Top-1.mp4
Wir sind überzeugt. Celle mit einem Tretroller zu erkunden, macht unfassbar viel Spaß. Und sieht auch noch gut aus.

Ob Kindheit oder Realität – Die Roller sind wirklich etwas, das unfassbar Spaß macht und nach der Rückkehr wollen wir die beiden Leihgeräte nur ungern wieder hergeben. Ich bin mir sicher, dass ein Dragstr oder Trexx demnächst bei mir Einzug halten wird. Doch zunächst werde ich mir noch ein paar Mal einen Roller bei Gabi und Matthias von TretrollerLiebe.de in Celle ausleihen, um herauszufinden welcher der Richtige für mich ist. Nur 8 Euro kostet ein Roller für einen Tag. Da kann man ruhig alle einmal durchprobieren.

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