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Gifhorn glänzt: Auf Goldsuche in der Mühlenstadt

Goldene Kuppeln des Gifhorner Glocken-Palastes

Die goldene Kuppeln auf dem Glocken-Palast

Fotografiere deine Lieblingsfarbe! – das war meine Aufgabe aus dem Reiseführer des Zufalls. Ich mag blau, aber gold ist eine spannende Farbe, die auffällt und die auffällig oft im Gifhorner Stadtbild zu finden ist. Ein goldener Löwe ziert das Stadtwappen, es gibt vergoldete Kuppeln, außerdem Gold-Prunkstücke aus der Manufaktur des Moskauer Patriarchats und vieles mehr. Kommt mit auf die Goldsuche in Gifhorn!

Der goldene Löwe

Zu Beginn meiner Goldsuche leuchtet mir ein goldener Löwenkopf entgegen. Denn dieser befindet sich an der Fassade über dem Schloss-Café nahe des Gifhorner Marktplatzes. Durch den grauen Hintergrund ist der Kontrast besonders stark und Mähne und Gesicht des Raubtieres glänzen in der Sonne.

Vergoldeter Löwe an der Fassade des Gifhorner Schloss-Cafés

Über die genaue Herkunft des Löwenkopfes kann ich nichts in Erfahrung bringen. Aber ich vermute, dass es den Löwen aus dem Gifhorner Stadtwappen darstellen soll. Im Stadtwappen steht im blauen Feld ein rot bewehrter, goldener Löwe auf einem mit dem Mundstück nach vorn zeigenden roten Horn. Es handelt sich wahrscheinlich um den landesherrlichen Löwen aus der lüneburgischen Welfenlinie.

Ein goldenes Posthorn

Nur wenige Meter entfernt, am Hotel Deutsches Haus, entdecke ich ein goldenes Horn. Darunter steht in goldenen Letter „Post-Comtoir“. Bereits seit 1877 befindet sich in dem Gebäude das Hotel mit Restaurant und schon seit 1666 beherbergt es einen Gasthof. Nachdem hier von 1774 bis 1814 die Köngliche Großbritannische Churfürstliche Braunschweig-Lüneburgische Postinspektion untergebracht war, war hier von 1814 bis 1818 die Königlich Großbritannische Hannoversche Postinspektion zu finden. Im heutigen Post-Comtoir, ein Gastraum im Deutschen Haus, schmücken Dokumente und Briefe aus dieser Zeit die Wände.

Posthorn-Schild am heutigen Hotel Deutsches Haus

Glänzende Wetterfahnen und Turmuhren

Auch wenn man nach oben schaut, auf die Dächer der Stadt, gibt es Goldenes zu entdecken. Denn die Wetterfahnen, zum Beispiel auf dem Alten Rathaus und auf der St.-Nicolai-Kirche, glänzen golden. Und auch die Zeiger und Ziffern der Uhren der Kirche und des Turmes am Welfenschlosses sind goldfarbig.

Ist Gold aus der Zeit gefallen?

Ich ziehe ein Zwischenfazit meiner Gifhorner Goldsuche und stelle fest, dass Gold nicht gerade modern ist. Ich kenne niemanden mit goldenen Wasserhähnen. Und goldene Uhren trägt heute auch kaum noch jemand. Bei meinen bisherigen Fundstellen handelt es sich ausschließlich um Gebäude und Symbole, die schon mehrere Hundert Jahre auf dem Buckel haben. Das Alte Rathaus wurde 1562 erbaut, das Schloss einige Jahre früher und die Kirche Mitte des 18. Jahrhunderts. Gold ist heute wohl zu pompös, zu extrovertiert, zu dekadent. Früher hat man gerne gezeigt, wer man ist und was man sich leisten kann. Heute setzt man eher auf Understatement oder zeigt seinen Reichtum mit Autos, Villen oder Jachten. Oder man postet Bilder vom Mauritius-Urlaub im 5-Sterne-Hotel auf Instagram.

Goldene Kugel auf steinerner Säule

Die goldene Kugel auf dem Meilenstein funkelt mir schon aus großer Entfernung entgegen. Zwischen Langem Jammer und Kavalierhaus, dem ältesten bürgerlichen Haus der Stadt, befindet sich die 1986 aufgestellte Säule. Sie markiert den Kreuzpunkt der historischen Salzstraße von Lüneburg über Gifhorn nach Braunschweig mit der historischen Kornstraße von Magdeburg über Gifhorn nach Celle. Auf dem Meilenstein sind die Entfernungen in alten Deutschen Meilen von Gifhorn nach Braunschweig (3,5 Meilen), Celle (5,5 Meilen), Lüneburg und Magdeburg (jeweils 12 Meilen) angegeben. Eine alte Deutsche Meile entspricht 7.420.436 Meter.

Goldene Kuppeln auf dem Glocken-Palast

Redaktioneller Hinweis: Der Glocken-Palast ist zurzeit leider nicht besuchbar (Stand Anfang 2022).
Auf meiner Goldsuche verlasse ich jetzt die Altstadt und gehe Richtung Internationales Mühlenmuseum. Wenn ich von den Schlosswiesen über das Flüsschen Ise schaue, glitzert und blinkt es mir entgegen. Das sind die goldenen Kuppeln des Glocken-Palastes.

Außenansicht des Gifhorner Glocken-Palastes

Der Glocken-Palast ist Wirkungsstätte und Ausstellungsgebäude von Kunsthandwerkern aus Ost und West, eine Glockengießerei, ein Denkmal russischer Klosterarchitektur und eine Hommage an die Lebenswerke von Michail Gorbatschow und Albert Schweitzer. 1996 legte der frühere Präsident der Sowjetunion Michail Gorbatschow gemeinsam mit seiner Frau Raissa den Grundstein. Gorbatschow hat auch die Schirmherrschaft für das imposante Gebäude übernommen.

Der Glocken-Palast mit seinem Innenhof ist quadratisch angeordnet und verfügt über drei Stockwerke. Die Türme und die umlaufende Galerie mit Schnitzereien und Verzierungen stehen in der Tradition der russischen Holzbaukunst. Auch die typischen goldenen Kuppeln sind einem Kloster im altrussischen Stil nachempfunden. Insgesamt gibt es 50 Goldkuppeln, sie stehen für 50 Jahre Frieden in Deutschland. Unter dem Dach des Gebäudes vereinen sich das Europäische Kunsthandwerker-Institut mit Ausstellungsräumen, die Glockengießerei und die Ausstellungs- und Versammlungsräume, die dem Wirken der Friedensnobelpreisträger Albert Schweitzer und Michail Gorbatschow gewidmet sind.

Das Gebäude befindet sich auf dem Freigelände vor dem Mühlenmuseum und bildet mit der Europäischen Freiheitsglocke ein historisches Ensemble.
Gekrönt wird der Glocken-Palast von einer stilisierten Nachbildung der russischen Zarenglocke von 1730 aus dem Moskauer Kreml (ebenfalls goldfarben), der größten Glocke der Welt. Über allem thront in Holz geschnitzt die Figur des Heiligen Joseph, Schutzpatron der Handwerker und Künstler.

Der Glocken-Palast in der Abenddämmerung

Der Goldschatz am Mühlensee

Redaktioneller Hinweis: Die Kirche ist zurzeit leider nicht besuchbar (Stand Anfang 2022).
Und dann ist da noch die Russisch-Orthodoxe Kirche. Das eindrucksvolle Gebäude auf dem Gelände des Mühlenmuseums ist ein Nachbau einer russischen Holzkirche. Im Inneren der 27 Meter hohen Kirche hat man den Eindruck, dass man sich in einer Kathedrale befindet.

Der Heilige Nikolaus ist einer der am meisten verehrten Heiligen Russlands und gilt als Wundertäter und Patron bei Seeleuten, Schneidern und Webern. Der hohe Turm der Russisch-Orthodoxen Holzkirche ist bis zur Spitze offen. Dadurch glaubt man, in einer Kathedrale zu sein und nicht in einer kleinen Dorfkirche. Die Stufenkirche besitzt zum Teil vergoldete Kuppeln und besteht aus mächtigen Balken von bis zu zwölf Metern Länge.

Die Russisch-Orthodoxe Holzkirche

Im Untergeschoss der Kirche ist eine Ausstellung von Prunkstücken aus der Manufaktur des Moskauer Patriarchats zu sehen. Und hier glänzt es so richtig: Ikonen, Öllampen und Leuchter, Gewänder und Stickereien, Becher, Taufgefäße, Bibeln und weitere liturgische Gegenstände für den Gottesdienst und für kirchliche Feiertage. Die Kirche wird rege von den russisch-orthodoxen Kirchenanhängern in Gifhorn, aber auch aus der weiteren Umgebung, genutzt.

Fazit meiner Goldsuche

Durch den Reiseführers des Zufalls kann man spannende und auch neue Eindrücke einer Stadt gewinnen. Ich kannte die Stationen meiner Goldsuche, da mir die goldenen Kugeln, Kuppeln und Zeichen schon vorher aufgefallen waren. Trotzdem fand ich es beeindruckend, wieviel Gold es tatsächlich in der Stadt zu entdecken gibt.

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