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Polieren geht über Studieren!

Heide-Goldschmiede in Celle, Eheringe selbst schmieden

DIY – Eheringe selber schmieden in Celle

„Heiraten ist heute doch nur noch was für Doofe!“ So neulich ein Kollege, als er unser Hochzeitsfoto auf meinem Schreibtisch sah. Der Name darf hier leider nicht genannt werden, aber da hat er natürlich genau meinen Nerv getroffen. Heiraten ist ja wohl eins der schönsten und emotionalsten Dinge auf der Welt! Und gerade in Celle können rosarote Prinzessinnen-Träume wahr werden, denn hier kann man in einem echten Märchenschloss heiraten. Natürlich habe ich das vor zwei auch mit meinem Ehemann auch getan – und es war wirklich wie im Traum. Das wir unsere Eheringe dabei sogar selber schmieden durften, konnte ich da ncoh gar nicht wissen.

Was für mich bei einer Hochzeit, viel wichtiger als Torte, Tüll und Tränen ist, sind die Dinge die ewig bleiben. Ja, der Ehepartner mag da sicherlich auch dazu gehören, aber heute soll es um etwas anderes gehen. Die Eheringe.

Seien wir doch mal ehrlich. Das ist doch das, was nach der ganzen Aufregung um das Fest und der Hochzeitsbastelei überbleibt. Bei mir und meinem Mann sind die Eheringe schließlich zum täglichen Begleiter geworden. Besonders sollten sie sein. Klassisch Gelbgold und schlicht, aber ein kleines Steinchen durfte es bei mir schon sein. Aber einfach einen kaufen kann ja jeder. Das schien uns zu leicht, zu unkreativ und zu „normal.“ Was also tun?! Kaugummiautomat ist kreativ aber irgendwie nicht so das Richtige. Ringe tätowieren lassen – sehr speziell aber auch nicht so meins. Omas Eheringe nehmen? Sehr traditionell –  aber wir wollten doch gerne etwas Eigenes. Also kam eigentlich nur noch in Frage: Do it yourself – Ringe schmieden für Dummies! (oder eben auch Brautpaare).

©engelking-fotografie.de

Schmieden Sie Ihre Eheringe selbst

Ein insgeheimes Träumchen war es ja schon, aber dass wir sie dann wirklich selber schmieden werden, hätte ich im Leben nicht gedacht. Auf die Idee kam ich schon ziemlich früh, als ich eine Hochzeitsmesse mit meinen Brautjungfern besuchte. Dort bot eine Goldschmiede Eheringe zum Selbermachen an. Eine kleine Visitenkarte der Schmiede wanderte dann letztendlich auch in mein Täschchen, aber mehr als dem Mann davon zu berichten und kurz darüber zu philosophieren, passierte nicht. Ein paar Monate später, wir wieder auf einer dieser ominösen Hochzeitsmessen unterwegs, kam uns die Erleuchtung. Zwischen den weißen Tauben im verschnörkelten Wagen (#ichhassetauben) und der Grafikdesignerin, die eine mehr oder weniger elegante Papeterieserie präsentierte – stand da plötzlich ein bekanntes Gesicht. Ein Goldschmied aus unserem kleinen Celle. Er präsentierte grad einem angehenden Brautpaar seine Trauringserie, doch auf einem kleinen Aufsteller war etwas viel Interessanteres zu lesen: „Schmieden Sie Ihre Eheringe selbst!“

“Ich so: „Ähm, Du Schatz guck mal da neben den Tauben, das ist doch Herr Lankau von der Heide-Goldschmiede. Da kann man doch tatsächlich seine Eheringe schmieden, cool oder!?“ Mein Schatz fand es erst eher so mittel: „Joar…mhhh, meinste?!“ Doch ich war schon total hin und weg von der Idee. Das wird bestimmt ein lustiger und spaßiger Tag und eine tolle Erinnerung für immer, da war ich mir sicher. Aus einer „lass uns doch eben nur mal gucken“-Beratung wurde dann ein Termin zum Schmieden der eigenen Eheringe in unserem wunderschönen Celle.

In der Werkstatt vom Heide-Goldschmied

Wir spazierten an einem sonnigen Märztag gegen 10:00 Uhr in die Celler Altstadt zur Heide-Goldschmiede. Angekommen fanden wir zwei Arbeitstische im Verkaufsraum vor, aber keine weiteren Teilnehmer?! Komisch…Herr Lankau, der Goldschmied, empfing uns sehr nett und nach einem kleinen Willkommens-Kaffee, stellte sich raus, das auch keine weiteren Teilnehmer kommen werden. Genial – wir allein in der Schmiede, der Kurs war exklusiv nur für uns Zwei.

Der Goldbarren war kleiner als in Hollywood

Los ging es im Werkstattbereich der Schmiede. Der „Goldbarren“, das Material hatten wir beim ersten Gespräch ausgewählt, musste ja erst einmal auf die richtige Stärke gebracht werden. Keine Angst, wenn jetzt jemand an einen richtigen Goldbarren wie im Hollywoodfilm denkt, so war es nun nicht. Trotzdem war es Kraftakt und so ganz geheuer war mir diese Maschine auch nicht. Im Prinzip funktionierte es aber wie eine überdimensionale Nudelpresse.

Unser Goldstück war nun fertig gewalzt und bereit in zwei Stücke geteilt zu werden, damit wir jeweils für unseren Ehepartner und in eigenständiger Arbeit den Ring fertigen konnten. Das heißt– Mein Mann schmiedete meinen Ring und ich seinen. Oh man, ob das so eine gute Idee war!?

Der Ehering war ein unansehnliches, schwarzes Etwas

Im nächsten Schritt haben wir das Stück Edelmetall dann in eine grobe Ringform gebracht, also etwas gebogen und danach die Lücke mit ein bisschen Gold verlötet. Danach einmal erhitzen und in Wasser wieder runterkühlen und fertig ist die erste Rohfassung. Schön war was anderes. Das sah aus wie ein schwarzes, eckiges Etwas, was zu lange auf dem Grund vom See im Auenland gelegen hat …herrjee! Ok, es nützt ja nichts und weiter geht’s. Nun mussten wir den Ring in Form bringen.

Nach den kraft-intensiven Arbeiten an der Walze und dem Sägen, wichen die Ringe noch ein wenig von der Ideal-Form ab. Deshalb brachten wir sie durch das Richten mit einem Hammer und einem Ringstab noch einmal in eine schöne, ebenmäßige und runde Form, bevor wir zum zeitintensivsten Teil der Arbeit kamen: dem Feilen und Schleifen. Was für ein Akt. Gedauert hatte es (natürlich mit viel Plauderei und Kaffeepause) bestimmt zwei Stunden. Gefühlt sogar mehr.

Bevor wir  zum Polieren kamen, setzte der Goldschmied in meinem Ring noch ein „Glitzersteinchen“ ein. Das war übrigens das Einzige, was er gemacht hatte, da dies für einen Laien nicht wirklich durchzuführen wäre. Weiter ging es mit Polieren, Polieren und Polieren…

Beim Ringe gravieren cool bleiben!

Zum Abschluss kam noch etwas, was mir wirklich Angst machte: Wir sollten unsere Ringe selbst gravieren. Den Anfang machte mein Schatz, der völlig routiniert seinen Namen und unser Hochzeitsdatum in die Ringschiene gravierte als ob er es täglich machen würde. Danach war ich dran und ich glaube das Bild sagt mehr als 1000 Worte: „Bitte geh jetzt nicht kaputt, du Ring und um Himmels Willen bloß nicht verschreiben!“

…Ok, verschreiben konnte man sich tatsächlich gar nicht, weil man die ca. 5 cm großen Buchstabenplatten einfach nur nachziehen musste. Die Maschine hat den Namen dann parallel in den Ring graviert. Noch schnell das Siegel einstanzen, ne Runde polieren, polieren, polieren … und dann….

Tadaaaa: Kein Witz, das sind die Ringe! Die Ringe, die wir geschmiedet haben. Wir waren echt total von den Socken, sieht man oder?! Ich bin noch heute total verliebt, sie sind so #oberaffengeil. Jeder Frodo wäre neidisch gewesen auf „meinen Schatz!“.

Fazit gefällig?!

Was soll ich sagen:“ Ende gut alles gut!“ oder „..und wenn sie nicht gestorben sind, dann Polieren sie noch heute…!“ Ach Moment, mein hochzeitsmuffeliger Kollege. Der hat jetzt übrigens seine Frau fürs Leben gefunden und mein Hochzeitsgeschenk steht auch schon fest: Die Übernahme der Ringpolitur.

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