Braunschweigs Geschichte ist eine wechselseitige Geschichte: Lange Zeit war die Stadt an der Oker Residenzstadt der Welfen, bedeutende Handels- und Hansestadt und ein Ort starken Bürgertums. Viele Orte in der Innenstadt erinnern noch heute an diese Zeiten. Zu Braunschweigs Geschichte gehört aber auch die Zerstörung im zweiten Weltkrieg: Fast 90 Prozent der Innenstadt wurden im Herbst 1944 im Bombenhagel zerstört. Die Braunschweiger blieben pragmatisch, bauten auf, was wieder aufzubauen ging, bauten neu, wo Lücken im Stadtbild entstanden waren. So entdeckt man heute in der Innenstadt 500 Jahre Architekturgeschichte. Ich zeige euch heute meine Lieblingsorte in Braunschweig.
Und die Innenstadt bleibt im Wandel: mehr Bänke, weniger Autos; mehr Aufenthaltsqualität, weniger ungenutzte Flächen. Die Wiedererrichtung des Residenzschlosses vor zehn Jahren war wohl die größte sichtbare Veränderung, aber viele Plätze und Straßenzüge in der Löwenstadt haben ein neues Gesicht bekommen. #istschönwirdschön heißt die Kampagne, die diese Entwicklung nun in den Blick nimmt. Und die mir die Gelegenheit gibt, euch meine fünf Lieblingsorte in der Braunschweiger Innenstadt zu zeigen.
Altstadtmarkt
Jeden Samstagmorgen gehe ich auf den Wochenmarkt am Altstadtmarkt. Ausgestattet mit einem großen leeren Rucksack und einigen Taschen stehe ich dann neben dem Gewandhaus und warte auf meine Verabredung. Wir schlendern über den Markt, kaufen frisches Gemüse fürs Abendbrot und leckeres Obst für die kommende Woche. Anschließend gönnen wir uns noch einen Kaffee am wohl besten Kaffeestand der Löwenstadt und lassen uns bei gutem Wetter die Sonne ins Gesicht scheinen. Hatte ich erwähnt, dass der Altstadtmarkt der älteste urkundlich erwähnte Markt der Stadt ist? Seit mehr als 800 Jahren findet hier Markttreiben statt.
Der Kohlmarkt
Der Kohlmarkt gehört zu den wichtigsten Plätzen in der Innenstadt und liegt auf dem Weg vom Bohlweg zum Altstadtmarkt. Während der letzten zwölf Jahren hat sich der ehemalige Handelsplatz zum „Place to be“ im Sommer entwickelt. Hier trifft man sich, trinkt genüsslich einen Kaffee oder später am Abend eine Weinschorle und lässt es sich kulinarisch gutgehen. Fast könnte man meinen, auf einer italienischen Piazza gelandet zu sein. Mit Anbruch der Dunkelheit setzt eine Licht- und Klanginstallation die Häuser aus der Hansezeit in Szene.
Platz der Deutschen Einheit
Der Platz der Deutschen Einheit diente früher als Parkplatz, aber die blechernen Zeiten sind zum Glück vorbei. Die Autos wurden verbannt, dafür ein großes Brunnenfeld mitten auf dem Platz installiert. Hier erfrischen sich im Sommer Kinder im kühlen Nass, die Eltern sitzen im Schatten der Bäume und schauen den Frischvermählten zu, die aus dem Standesamt treten und hier mit Familie und Freunde anstoßen.
Stadtbibliothek im Residenzschloss
Die Braunschweiger und ihr Schloss verbindet eine Hassliebe. Drei Mal brannte es, drei Mal wurde es wieder aufgebaut. Heute beherbergt das Schloss die Stadtbibliothek, das Stadtarchiv, das Schlossmuseum, zwei kulturelle Veranstaltungssäle und das Kulturinstitut der Stadt. Ich liebe es, die steinernen Treppen zur Stadtbibliothek zu erklimmen, den Türgriff der schweren, hölzernen Tür zu drücken und dann durch die sich öffnende Tür in das Reich der Bücher einzutreten.
Ein ruhiges Plätzchen an der Oker
Die Oker umschließt die Braunschweiger Innenstadt wie ein Ring und wird nicht umsonst Braunschweigs grüne Lunge genannt. Wer sich an ihr Ufer setzt oder mit einem Tretboot oder Kanu die Oker befährt, kann schnell vergessen, dass er sich mitten in einer Großstadt befindet. Sie ist Ruheoase und Rückzugsort, gleichzeitig Sportstätte und Ausflugsziel. Bald sollen im Friedrich-Wilhelm-Viertel Sitzstufen ans Okerufer gebaut werden – schon jetzt weiß ich, dass dies mein neuer Lieblingsplatz in der Mittagspause wird – Grasflecken in der Hose bekomme ich dort nämlich keine.
Eines ist klar: Braunschweig ist schön. Und wird schön, jeden Tag ein bisschen mehr. Wer weiß, vielleicht gibt es ja bald neue Lieblingsplätze?
Übrigens: Was sich in den letzten zwölf Jahren in der Innenstadt getan hat, zeigt ein Vorher-Nachher-Vergleich.