Wilhelmshaven eignet sich geradezu perfekt für einen Familienurlaub. Der Jadebusen zählt schon zur Nordsee. Das Unesco-Weltnaturerbe Wattenmeer liegt hier quasi vor der Haustür. Am Südstrand geht es direkt hinein. Auf der urbanen Seite bietet Wilhelmshaven für Familien gleich eine ganze Reihe von Attraktionen. Wie sich ein Städtetrip mit Kindern hier anfühlt, haben wir ausgetestet.
Familien-Apartment mit grandiosem Frühstück
Mit dem Frühstückshotel Fürstenwerth sind wir in einer wirklich familienfreundlichen Unterkunft einquartiert. Explizit für Kinder hergerichtet ist hier zwar nichts. Aber unser Apartment im nüchtern-frischen Design ist bestens auf unsere Bedürfnisse zugeschnitten.
Die kleine Küchenzeile ist gut genug ausgestattet, dass wir aus unseren mitgebrachten Vorräten ein einfaches Abendessen zaubern können. Wenig schont die Reisekasse im Familienurlaub so gründlich wie Selbstversorgung.
So richtig gutgehen lassen wir es uns dagegen beim Frühstück. Das gibt es im Erdgeschoss im Café Morgæn. Das kleine Café ist nicht nur für Hausgäste eine angesagte Frühstückslocation.
Durch Wilhelmshaven mit dem Rad
Nach dem wahrhaft fürstlichen Frühstück leihen wir uns an der Südstrandpromenade Fahrräder aus. Das klappt in Wilhelmshaven auch für Familien wunderbar.
Für unser Kleinkind haben wir den großen Buggy mitgebracht. Der lässt sich mit wenigen Handgriffen in einen Fahrradanhänger umfunktionieren. Es ist das erste Mal, dass wir das mit einem Leihrad versuchen. Es klappt problemlos. Hurra! Die kleine Franka ist glücklich in ihrem bekannten Stück Zuhause. Sie schaut ihre Bücher an, spielt mit ihren Kuscheltieren und schaut dann und wann interessiert aus den Seitenfenstern.
Wir Großen erkunden Wilhelmshaven ebenfalls mit großem Vergnügen. An so gut wie allen größeren Straßen gibt es Radwege (die nur mitunter nicht allerbestens in Schuss sind). Die schlimmsten Steigungungen sind die Auffahrten auf den Deich, da wird Ostfriesland seinem Ruf als plattes Land gerecht.
Unsere Problemchen haben wir nur mit der Routenführung, weil wir uns leichtsinnigerweise auf die Fahrradnavigation von GoogleMaps verlassen. Dabei ist Wilhelmshaven eigentlich gut ausgestattet mit grün-weißen Fahrradwegweisern. Eine schöne Auswahl von Radtouren mitsamt Karten bietet auch der Tourenplaner auf der Wilhelmshaven-Webseite.
Tipp für Familien mit größeren Kindern in Wilhelmshaven: Info-Center im JadeWeserPort
Erstes Ziel unserer Fahrradtour ist das Info-Center am JadeWeserPort. Der Tiefwasserhafen ist der einzige seiner Art in Deutschland. Hier können auch die richtig dicken Pötte be- und entladen werden, die einen Tiefgang von mindestens 16 Metern benötigen.
Das und wie genau das vonstatten geht, lernen wir in der Ausstellung im Info-Center. Die ist ganz neu konzipiert. An interaktiven Stationen dürfen die Besucher selbst tätig werden. An der großen Leinwand steuert Silas einen Containerriesen. Bei Stichprobenkontrollen stößt Janis auf Waffen, Zigaretten und lebende Tiere. Wie das in der Praxis funktioniert, vermitteln uns Texte und kurze Erklär-Filmchen.
Um ernsthaft Wissen aus der Ausstellung ziehen zu können, sollten Kinder meiner Einschätzung nach mindestens sechs, eher acht Jahre alt sein. Auch Jüngere kommen aber schon auf ihre Kosten. Für sie gibt es unter anderem eine Duplo-Baustelle.
Aufs Hafengelände selber kommen Besucher nur als Fahrgäste der Hafenbus-Tour. Die kann als Kombiticket im Info-Center mitgebucht werden. Den Fahrplan und weitere Infos gibt es auf der Homepage.
Tipp für Familien mit kleineren Kindern in Wilhelmshaven: Hafenrundfahrt
Dreimal täglich läuft die MS Harle Kurier im Sommer zur eineinhalbstündigen Hafenrundfahrt aus. Auf diese Weise kommt man dem JadeWeserPort sogar noch näher als in der Ausstellung des Info-Centers (denn dort gibt es zwar eine Aussichtsterrasse, aber die markanten Hafenkräne sind einfach zu weit weg).
Während die Großen die Vorgänge im Containerhafen beobachten und nebenan im Marinehafen die Kriegsschiffe inspizieren, ist für kleine Kinder die Bootsfahrt an sich schon ein Abenteuer. Franka hält die Nase in den Wind und kräht immer wieder entzückt: „Das Meer!“
Aktuelle Fahrpläne – und der wichtige Hinweis, dass das Boot nicht am Ticketschalter, sondern einen gut zehnminütigen Fußmarsch entfernt am Ende der Flutmole wartet – finden sich auf der Webseite der Reederei Warrings.
Spielplatztipp: Kurpark
Natürlich haben wir uns bei unserem Städtetrip nach Wilhelmshaven auch nach einem schönen Spielplatz gesucht. Gefunden haben wir ihn im Kurpark nahe dem Stadtzentrum. Der Kurpark-Spielplatz ist erst 2020 ganz neu gestaltet worden. Eine mehrteilige Kletterlandschaft aus Holz bietet Anreize für alle Altersstufen. Franka ist glücklich über gleich drei verschiedene Rutschen. Sie probiert sie alle aus und turnt mit ihrem Papa sogar über die ganz hohe Kletterbrücke.
Südstrand: Direkter Zugang ins Watt
Der beste Zugang zur Nordsee mit dem Naturwunder Wattenmeer bietet sich am Südstrand. Ohnehin ist die Südstrandpromenade auch für Familien der größte Anziehungspunkt von Wilhelmshaven. Neben der Backstein-Promenade von 1987 reihen sich auf der Deichwiese in der Badesaison die Strandkörbe auf. Die traditionsreichen Sitzmöbel lassen sich neuerdings sogar online buchen.
Bei Flut reicht das Badewasser direkt bis an die Treppenabgänge heran. Mit der Ebbe kommt der Meeresboden zum Vorschein. So ganz waschechter Sandstrand ist das dann zwar nicht. Zum Buddeln reicht es aber allemal, findet Franka.
Was das Watt als ganz besonderes Ökosystem vor Wilhelmshavens Haustür ausmacht, lässt sich regelmäßig bei geführten Entdecker-Touren direkt am Spülsaum in Erfahrung bringen. Nähere Infos dazu hat der Verein JadeWale auf seiner Homepage.
Extra-Tipp: Störtebeker Park
Familien, die Wilhelmshaven unter der Woche bereisen, haben Glück: Dann nämlich öffnet der Störtebeker Park seine Pforten. Für Kinder steckt das weitläufige Areal im Norden der Stadt voller Spielideen und Abenteuer. Sie können Wilhelmshavener Sehenswürdigkeiten erkunden, die in kleinem Maßstab nachgebaut sind, mit einem Floß über den großen Teich übersetzen, vom Leuchtturm rutschen, im Obstgarten naschen.
Das Beste: Der Eintritt ist frei! Der Haken: die Öffnungszeiten. In erster Linie ist der Störtebeker Park nämlich eine soziale Institution. Hier arbeiten vor allem junge Leute, die aus verschiedenen Gründen Unterstützung brauchen. Die Spielgeräte und ein gastronomisches Angebot erschaffen sie mit eigenen Händen. Dabei wachsen sie in ihren Kompetenzen und gewöhnen sich an geregelte Arbeitszeiten. Entsprechend öffnet der Störtebeker Park montags bis donnerstags von 9 bis 15 Uhr, freitags bis 13 Uhr.
Wilhelmshaven für Familien: Unser Fazit
Wer einen Nordseeurlaub mit einem Städtetrip kombinieren möchte, ist in Wilhelmshaven goldrichtig!
PS: Was wir vor Ort noch so erlebt haben, steht ausführlich im family4travel-Blog. Dort gibt es auch einen weiteren Erfahrungsbericht von unserem ersten Familien-Trip nach Wilhelmshaven, bei dem wir auch das Aquarium und das Küstenmuseum besichtigt haben: Wilhelmshaven mit Kind.